Hier Da fragt an einem Ort städtischen Alltags Vorbeigehende, Stehenbleibende, Herumsitzende und Wartende was sie von hier da, wo sie vorbeigehen, stehenbleiben, herumsitzen oder warten, halten, was sie hier erlebt haben. Von welchem Ort dieses Stimmengewirr spricht, wird in der nächsten Ausgabe verraten.
Einmal war ein Hase da, auf der Wiese, auf der schrägen Fläche. Keine Ahnung, wie da ein Haserl hinkommt, hat nicht wie ein wilder ausg’schaut. Vielleicht hat’n wer ausgesetzt. Oder er is’ vom Zauberer im Clownsmuseum nebenan geflüchtet, wer weiß, wollt nimma im Hut wohnen und hat sich dacht, so fürs Erste is’ der Platz ja ganz gut. Sonst sind da halt die üblichen Leut’, wie immer in so, in so... also Parkanlage is’ das ja ned – was is’ das...? Das is’ ein Kreisverkehr, wo’s drinnen halt zum Durchgehen und Sitzen is’. Wo alte Leute sind, ausländische wie inländische, die da ihre Tag’ verbringen. Öfters mal Obdachlose sieht ma’, Pärchen, die schmusen sieht ma’. Und Leut’, die vom Lokal dort kommen, weil Sperrstund’ is’ vom Gastgarten. Die gehen dann ned rein ins Lokal, sondern setzen sich da her mit ihren Flaschen. Weil’s einfach schön draußen is’ und die Leut’ ned reinwollen. Sonst, sieht ma’ Prostituierte abundzu, und untertags Kinder und Mütter. Leut’, die mit ihre Hund’ gehen, und Leut’, die sich einfach kurz hersetzen. Wenn ma’ von der Arbeit kommt – ned aus der U-Bahn raus und gleich nachhaus’ in die Wohnung, sondern halt da noch bisschen sitzen und schauen. Die Leut’, die Fassaden, ich mein’ es sind ja ned alle schön. Da hinten abg’fuckt und dann gleich gegenüber das Haus mit der wahnsinns-schönen Fassade. Es gibt ja in Wien wenig solche Plätze, so runde, und offen. Irgendwie fast wie ein Amphitheater hier, wo man alles gut sieht. Und es is’ einfach lebendig. Man hat alles was man braucht: auf der Seite hast du Pizza, auf der andern hast du Lokal, also Pizza und Bier. Und ja klar – das Clownsmuseum! Das is’ irgendwie charmant, aber auch ein bisschen spooky. Abends mit dem Licht davor, mit dem sporadisch blinkenden Licht...
Ich hab’s ja so kennen gelernt, hier. Aber mir is’ erzählt worden, dass es umbaut haben und dass viel Diskussionen geben hat, Streitereien. Vorher war das ja nur a G’stetten. Die einen wollten dann, dass alles vollg’stopft wird mit Spielsachen, die andern wollten nur Blumen, wieder andere wollten was zum Sitzen. Und das is’ jetzt so der Kompromiss worden: es gibt die Stange für die Kinder zum Spielen, es gibt so Blumeninseln, da springen’s auch immer herum, das is’ so der Klassiker. Es gibt die Sitze und Bänke, das Grünzeugs, Bäume, Wasserbecken. Für meinen G’schmack is’ es halt schon noch sehr viel Beton, aber das is’ ja subjektiv. Die Kronen-Zeitung, glaub’ ich, hat ja damals nach der Umgestaltung, den Platz ernsthaft zum hässlichsten Platz Wiens gekürt. Klar, immer montschgern und nach dem ganzen Aufregen, interessiert’s keinen mehr und passt’s ja eh.
Generell is’ der Platz ja schon sympathischer worden. Früher, da war unten überall Straßenstrich. Vor allem dieses Stundenhotel nebenan. Da hat ma’ gut gesehen – vom Fenster aus bei meiner Wohnung – wie minutenweise die Frauen ein- und ausmarschiert sind. Und die Kolonen von Freiern, die ihre Runden g’fahren sind, auch um den Platz herum. Da war echt viel Verkehr. Die Prostituierten waren ja wurscht. Ich mein’, beim dritten Mal wennst sagst „Na, i wü kann blasen g’kriegen und i wü kann Sex jetzt auf der Stell“, lassen’s dich ja in Ruh’. Aber die Freier – mei’ Freundin, die is’ damals permanent ang’redet worden von denen.
Jetzt is’ gar nix mehr los in der Hinsicht. Es war halt echt viel Polizei da, jahrelang. Und wahrscheinlich auch mit dem WU-Bau in der Nähe und den Gesetzen dazu, hat sich’s geändert – dass die ganze Prostitution weg’drängt worden is’. Es gibt ja schon noch immer so Lokalitäten. Auch das Stundenhotel, das geht nicht ein. Das is’ genauso wie mit den Cafés, wo die Freier warten, bis die Prostituierte, die ma’ will, frei worden is’. Das werden alte Mieter sein, mit alten Verträgen. Die haben halt so ihr Stammkundschaft und werden das bis zu ihrem Tod machen, bis zu ihrer Pension. Nur das Lokal da direkt am Platz, das is’ was anderes. Das is’ so das einzige in der Gegend, wie soll ich sagen, wo einfach g’mischt Leute sind. Da fühlen sich irgendwie alle wohl. Das is’ eins der wenigen Sachen im Grätzel, wie soll ma’ sagen, das aufg’schlossen is’ für junge Leut’, junge Leut’ in meinem Alter. Und das macht schon auch was aus, für den ganzen Platz. Ich hab eh gerade zu meiner Tochter gesagt, also hier wohnen, wenn ich hier was fänd’, das wär ein Wahnsinn. Aber das wird wohl jetzt viel zu teuer sein.
Hier sprechen 10 Leute.
Das letzte Mal sprachen hier Leute an der Wientalterrasse, zwischen Pilgramgasse und Margaretengürtel. (Margareten, 5. Bezirk).